Presse

Südkurier Nr. 75
vom Samstag, 30. März 2013

Ein Leben für die Ökumene

Klettgau – Seit 1993 lebt der renommierte Theologe und Psychologe Arnold Bitttinger in Erzingen. Der 85-Jährige hat rund 100 Bücher verfasst. Vor Kurzem ist der vierte Band seiner autobiographischen Erinnerungen mit dem Titel «Oft auch gegen den Strom – Meine innere Reise» erschienen.

Als Sohn des Pfälzischen Landesjugendpfarrers hatte Bittlinger mit 18 Jahren drei Wünsche: «Ich möchte die Bibel kennenlernen, ich möchte die Welt kennenlernen und ich möchte die Mensehen kennenlernen.» Er entschied sich für das Theologie- und Psychologiestudium und studierte – um die Welt kennenzulernen – in Frankreich, England und den USA. Er schloss mit dem Examen in Theologie, mit dem Diplom in Analytischer Psychologie, mit dem Dr. phil. und dem Diplom des Ökumenischen Instituts der Uni Genf ab.

Nach Stationen als Vikar (Kaiserslautern), Pfarrverweser (Speyer), Leiter der Schülermission in Deutschland, und nach dem zweiten theologischen Examen, reiste Bittlinger als Leiter des Volksmissionarischen Amtes der Pfälzischen Landeskirche zum Studium von Fragen des missionarischen Gemeindeaufbaus Anfang der 60er Jahre durch die USA. 1970/71 wirkte er am Institut für ökumenische und kulturelle Forschung in Collegeville, Minnesota und war Dozent an der St. Johns University.

Dort befasste sich Bittlinger mit dem Thema der Integration anderer religiöser Traditionen in die Christliche Welt.

Als Mitglied des Weltkirchenrates war Bittlinger Berater für die charismatische Erneuerung und arbeitete im Team des Dialogs zwischen der römischen katholischen Kirche und der pfingstlich/charismatischen Erneuerungsbewegung und verfasste den Berichtsband dieses fünfjährigen Dialoges.

Während seiner ökumenischen Tätigkeit ist Arnold Bittlinger auch zwei amtierenden Päpsten – Paul VI. und Johannes Paul I. – und zwei zukünftigen Päpsten – Johannes Paul II. und Benedikt XVI. – persönlich begegnet. «Albino Luciani, dem späteren Papst Johannes Paul I., bin ich 1975 bei einer Dialogsitzung in Venedig begegnet, dort residierte dieser zu jener Zeit als Patriarch. Da er fließend Deutsch, aber kein Englisch sprach und ich der einzige Deutschsprachige im Core-Team war, wurde ich gebeten, als Dolmetscher für den Patriarchen zu fungieren. In den Pausen gab es Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen. Dabei sagte er mir, dass er viel lieber Dorfpfarrer wäre als Patriarch von Venedig.» Luciani hatte keinerlei Probleme mit der charismatischen Erneuerung: «Sie ist ein Segen für unsere Kirche.» Nach wenigen Wochen als Papst Johannes Paul I. war Luciani tot.

1968 gründete Bittlinger mit einem Franziskanerpater und einem freikirchlichen Pastor in Schloss Cralheim bei Würzburg das «Lebenszentrum für die Einheit der Christen» und eine Ökumenische Akademie. Dort war es selbstverständlich, dass das Abendmahl in Gemeinschaft mit katholischen, orthodoxen, evangelischen und anglikanischen Christen gefeiert wird. «Es ist wichtig, auch die charismatischen Gaben von anderen Religionen ernst zu nehmen», so Bittlinger zu seiner ökumenischen Überzeugung. Oft sind die Thesen und Veröffentlichungen des Wahl-Erzingers bei konservativen Christen auf heftige Kritik gestoßen. Daher rührt auch der Titel seiner letzten Buchreihe. «Ich war stets offen für neue Herausforderungen und bin oft neue Wege gegangen. Durch die Arbeit als Psychotherapeut lernte ich nicht nur die Abgründe in anderen Menschen, sondern auch in mir selbst kennen und erkannte die unendliche Vergebungsbereitschaft Gottes.»

Im Sommer 2012 musste der bis dahin sehr agile und aktive Senior aufgrund von gesundheitlichen Problemen seine weltweite Tätigkeit bei Kongressen einstellen. Aktuell beschäftigt sich der Wahl-Erzinger mit dem Thema Tod, welches er bereits in seinen Abhandlungen über Märchen und auch in der Traumdeutung verfolgt hat. «Der Tod ist für mich ein großer Unbekannter …»

Heidrun Glaser


Schaffhauser Nachrichten, Region, 19. Juli 2008

Arnold Bittlinger zum 80. Geburtstag

Er wirkte in Oberhallau und in der ganzen Welt

Oberhallau Im Juli 1977 wurde Dr. Arnold Bittlinger vom Weltkirchenrat zur Mitarbeit im Ressort «Erneuerung und Gemeindeleben» nach Genf berufen. Da es sich bei dieser Berufung um einen Teilzeitauftrag handelte, hielt Arnold Bittlinger Ausschau nach einer kleinen Schweizer Gemeinde, deren Betreuung er mit seinem weltweiten Auftrag verbinden konnte.

Nachdem er im Kanton Schaffhausen fündig geworden war, wurde er im September 1977 zum Pfarrer der Klettgauer Weinbaugemeinde Oberhallau gewählt.
In Absprache zwischen dem Evangelisch-Reformierten Kirchenrat des Kantons Schaffhausen und dem Weltkirchenrat wurde die «Aufteilung» des Pfarrers zwischen Oberhallau und Genf vereinbart und beschlossen. Diese Vereinbarung hat sich als fruchtbar erwiesen.

Einerseits wurde der Oberhallauer Pfarrer vor dem Abheben bei seiner weltweiten ökumenischen Tätigkeit bewahrt, andererseits hat er Oberhallau durch regelmässige Berichte über seine Arbeit und durch Besucherinnen und Besucher aus anderen Ländern und Konfessionen mit hineingenommen in das Erleben eines grösseren Christentums.
Im Kanton Schaffhausen wirkte Arnold Bittlinger neben seiner Tätigkeit in Oberhallau in der Synode der Evang.-Reformierten Kirche mit (zuletzt als Vizepräsident) und von 1984 bis zu seiner Pensionierung (1993) als Seelsorger und Psychotherapeut im Psychiatriezentrum Schaffhausen und als Dozent an der mit dem Psychiatriezentrum verbundenen Schule für Psychiatrische Krankenpflege (Dr. Bittlinger hat nicht nur Theologie, sondern auch Psychologie studiert).

Im Jahre des 700-Jahr-Jubiläums der Schweizerischen Eidgenossenschaft (1991) wurde Arnold Bittlinger, Sohn eines elsässischen Vaters und einer pfälzischen Mutter, in das Schweizer Bürgerrecht aufgenommen und Bürger von Oberhallau.
Seine Verbundenheit mit seiner Heimatgemeinde und mit der Schweiz zeigen verschiedene Publikationen, so sein Buch «Wenn Steine reden – das Kirchenjahr im Spiegel der Oberhallauer Grabsteinsymbole» (erschienen im Metanoia-Verlag) und seine vielbeachtete Oberhallauer Festrede zum Nationalfeiertag 2006 mit dem Titel «Das Land ist es wert, gelobt zu werden» (nachzulesen im Internet unter www.bittlinger.ch).
Nach seiner Pensionierung war Arnold Bittlinger als Dozent und Ausbildungsanalytiker am C.-G.-Jung-Institut Zürich tätig und als Psychotherapeut mit Praxis in Zürich und Schaffhausen.Trotz seines hohen Alters ist er, Autor einer Vielzahl weit verbreiteter Publikationen, noch immer ein gefragter Referent und Kursleiter.
Wir wünschen alles Gute für seinen weiteren Lebensweg. (He. Do.)


Arnold Bittlinger an seinem Schreibtisch

Edenkobener Rundschau, Nr. 25 (19. Juni 2008)

Arnold Bittlinger feierte seinen 8O. Geburtstag in Edenkoben

Edenkoben – Im Kreise von Verwandten und Freunden feierte Dr. Arnold Bittlinger, gebürtiger Edenkobener, Sohn des langjährigen Edenkobener Pfarrers (1934–1954) Georg Bittlinger, im Parkhotel Edenkoben seinen 80. Geburtstag.

Der vielgereiste Theologe und Psychologe erzählte am 12. Juni unter der Überschrift «Mein Leben zwischen Reben» seine Erlebnisse in den neun Weinbaugebieten, in denen er während seiner bisherigen Erdenwanderung gelebt und gewirkt hat. Anschließend degustierten die Geburtstagsgäste unter sachkundiger Leitung ausgewählte Weine aus diesen neun Weinbaugebieten. Krönender Abschluss der festlichen Weinprobe bildete ein 1979er Gewürztraminer – eine Spätlese Edenkobener Heilig Kreuz.

Am nächsten Morgen fand in der evangelischen Kirche von Maikammer – dort wurde der kleine Arnold vor 80 Jahren getauft – unter Leitung des bekannten Liedermachers Pfarrer Clemens Bittlinger (Sohn von Arnold B.) ein Dankgottesdienst statt.